Modekonzerne wie H&M, Sportgiganten wie Nike und Luxusmarken wie Victoria’s Secret präsentieren stolz indigene Designs – doch die Menschen, die diese Traditionen geschaffen haben, sehen davon keinen Cent. Während Einzelpersonen für kulturelle Aneignung gecancelt werden, verdienen große Konzerne Milliarden damit. Zeit, den Blick auf die wahren Profiteure zu richten.
Was ist kulturelle Aneignung überhaupt?
Kulturelle Aneignung passiert, wenn eine dominante Kultur Elemente einer marginalisierten Kultur übernimmt – oft ohne deren Einwilligung, ohne Kontext und ohne Wertschätzung. Besonders problematisch wird es, wenn diese Übernahmen kommerzialisiert werden: Wenn indigene Muster von westlichen Modelabels kopiert und für teures Geld verkauft werden oder wenn spirituelle Praktiken wie Yoga im Westen zu einer milliardenschweren Fitnessindustrie verkommen, während die Ursprungsregionen davon keinen Cent sehen. Während afrikanische Kulturen jahrhundertelang unterdrückt wurden, haben westliche Unternehmen afrikanische Kunst, Musik und Traditionen in lukrative Geschäftsmodelle verwandelt. Doch anstatt diese systematischen Ungleichheiten anzugehen, konzentriert sich die öffentliche Empörung meist auf Einzelpersonen – und vergisst dabei die eigentlichen Profiteure.
Das Problem ist nicht die Frisur, sondern das System
Ein weißer Teenager mit Dreadlocks sorgt für mehr Empörung als ein westlicher Konzern, der indigene Kunst kopiert und millionenschwere Profite macht. Warum? Weil es einfacher ist, einen Einzelnen zu kritisieren als sich mit den globalen Machtverhältnissen auseinanderzusetzen. Stattdessen werden moralische Schlachten in Kommentarspalten ausgetragen, während die großen Player unbehelligt bleiben. Dabei zeigt uns die Geschichte, dass Kulturelle Aneignung ist kein neues Phänomen ist. Schon das Römische Reich eignete sich Wissen und Traditionen der unterworfenen Völker an. Der Unterschied? Damals wie heute sind es nicht die Minderheiten, die von diesem kulturellen Austausch profitieren – sondern die Mächtigen. Während afrikanische Errungenschaften oft ignoriert oder gestohlen wurden, schmücken sich westliche Konzerne mit fremden Federn und machen Milliarden daraus.
Dantse Dantse, Blut-Wohlstand des Westens: Mit dem Blut der Schwarzen
Kulturelle Aneignung als Geschäftsmodell
H&M sorgte bereits mehrfach für Empörung, weil das Unternehmen afrikanisch inspirierte Muster und Designs verwendete, ohne afrikanische Designer oder Communities daran zu beteiligen. Auch Victoria’s Secret stand mehrmals in der Kritik, als indigene Kopfschmuck-Elemente für eine ihrer Modenschauen benutzt wurden – ein respektloser Umgang mit spirituell bedeutsamen Symbolen. Nike wiederum profitierte von Designs, die von indigenen Gemeinschaften inspiriert wurden, ohne diesen wirtschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Diese Fälle zeigen: Große Konzerne nutzen kulturelle Elemente nicht aus Respekt, sondern weil es sich gut verkauft. Während wir einzelne Personen für ihre Modeentscheidungen angreifen, bleiben die Unternehmen, die mit diesem Geschäft Milliarden verdienen, oft ungeschoren.
Ein weiteres Beispiel: Die Vermarktung indigener Heilmethoden. Während traditionelle Heiler in vielen Ländern um Anerkennung kämpfen, verdienen westliche Wellness-Gurus Millionen mit angeblich „alten Weisheiten“. Schamanische Zeremonien, Räucherrituale, Kräutermischungen – was in indigenen Kulturen spirituell und tief verwurzelt ist, wird im Westen oft entstellt und für Konsumzwecke umfunktioniert. Hier zeigt sich die wahre Gefahr der kulturellen Aneignung: Nicht die bloße Nutzung eines Symbols oder einer Praxis, sondern die kapitalistische Verwertung, die die Ursprungsregionen außen vor lässt. Der Westen verkauft das Exotische, während die Ursprünge ignoriert werden.
Die eigentliche Frage: Aneignung oder Austausch?
Dabei ist nicht jeder kulturelle Einfluss per se problematisch. Kulturen haben sich schon immer gegenseitig inspiriert – und genau das macht menschliche Entwicklung aus. Doch wenn dieser Austausch auf einem Machtgefälle beruht, wird aus Inspiration Ausbeutung. Was wäre also eine gerechte Lösung? Anerkennung, Wertschätzung und vor allem wirtschaftliche Teilhabe. Wenn westliche Designer indigene Muster verwenden, sollten sie mit den Gemeinschaften zusammenarbeiten. Wenn westliche Unternehmen an Yoga oder Heilpraktiken verdienen, sollten die Ursprungsregionen davon profitieren. Kurz: Kulturelle Aneignung sollte nicht nur eine moralische, sondern vor allem eine wirtschaftliche Frage sein. Ein echter kultureller Austausch ist nur dann möglich, wenn diejenigen, deren Kultur ausgebeutet wird, auch an den Gewinnen beteiligt werden.
Fazit: Falsche Feindbilder und übersehene Profiteure
Der aktuelle Diskurs um kulturelle Aneignung ist oft oberflächlich und lenkt von den wahren Problemen ab. Solange wir uns auf Frisuren und Modetrends konzentrieren, während große Konzerne ungestört Traditionen vermarkten, wird sich nichts ändern. Wer wirklich gegen kulturelle Aneignung kämpfen will, sollte dort ansetzen, wo es wehtut – bei den globalen Machtverhältnissen und der wirtschaftlichen Ungerechtigkeit. Alles andere ist nur Symbolpolitik.
Quellen
https://www.br.de/extra/respekt/kulturelle-aneignung-cultural-appropriation-106.html
https://www.gender-und-diversity.fau.de/glossary/kulturelle-aneignung/
https://www.tagesspiegel.de/kultur/vom-romischen-reich-bis-zu-dreadlocks-kulturelle-aneignung-ist-grundlage-jeder-zivilisation-443101.html
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