Dass zwischen indigenen Völkern Afrikas und der übrigen Bevölkerung in Afrika unterschieden wird, ist eine relativ neue Entwicklung. Als indigen bezeichnet werden ethnische Gruppen, die sich kulturell, wirtschaftlich und sozial erheblich von der Mehrheitsbevölkerung unterscheiden. Jedoch sind diese oft von Diskriminierung betroffen und leben meist als Jäger und Sammler. Und die bekanntesten dieser indigenen Völkergruppen stellen wir euch heute vor.
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Berber
Berber ist eine Sammelbezeichnung für die indigenen Ethnien der nordafrikanischen Länder Algerien, Libyen, Mauretanien, Marokko und Tunesien. Diese unterscheiden sich sprachlich und kulturell von den arabischen Mehrheitsgesellschaften in diesen Ländern. Sie führen das Erbe der vorislamischen Völkergruppen Nordafrikas fort. Außerdem leben Berber im östlichen Mali, nördlichen Niger und in der ägyptischen Oase Siwa. Es gibt zwischen 40 und 70 Millionen Berber, von denen etwa 36 Millionen eine Berbersprache (Tamaziɣt) als Muttersprache sprechen. Andere Berber haben dagegen ihre Muttersprache im Lauf der Jahrhunderte verloren und sprechen westarabische Dialekte.
Der Name Berber stammt vermutlich vom griechischen Wort βάρβαρος (bárbaros) ab, was im antiken Griechenland „nicht griechischsprachig“ oder „nicht griechische Völker“ bedeutete. Jedoch bezeichnen sich viele Berber heute als imazighen ‚Freie‘, um sich in einer eigenen, in ihrer Muttersprache gefassten Bezeichnung wiederzufinden, und lehnen die als abwertend verstandene Fremdbezeichnung „Berber“ ab. Üblicherweise benutzen die Berbervölker die Namen der einzelnen Volksstämme. Gastfreundschaft ist in ihrer Kultur tief verankert.
Einfluss durch andere Kulturen
Mit Ausnahme der Tuareg sind die Berber sesshaft und nur noch wenige leben als Teilnomaden. Die heutigen Berber sind stark von der Kultur früherer Eroberer (Araber, Osmanen, Franzosen und Spanier) geprägt. Die Berbergruppen, die ihre Sprache und Tradition am besten bewahrt haben, waren im Allgemeinen am wenigsten fremder Herrschaft ausgesetzt.
Die Unterdrückung durch fremde Religionen hinderte die Berber nicht daran, an ihrem Glauben an Naturkräfte festzuhalten. Auch hatten vor der Islamisierung einige Stämme den jüdischen und später andere Stämme den christlichen Glauben angenommen, um ihre Abneigung gegen die römische Herrschaft zu demonstrieren. Auch nach dem Übertritt zum Islam behielten sie Elemente einer alten ethnischen Religion bei, wie Mythen, Märchen, die Verehrung von Wassergräben und der Geisterglaube zeigen.
San
San ist eine Sammelbezeichnung für einige indigene Ethnien im Süden Afrikas, die ursprünglich als reine Jäger und Sammler lebten. Das Wort „San“ bedeutet so viel wie „jene, die etwas vom Boden auflesen“. Eine weitere Bezeichnung, die noch häufig im Siedlungsgebiet – auch teilweise von offizieller Seite – verwendet wird, ist Buschmänner. Diese ist jedoch heute in der westlichen Welt überwiegend verpönt.
Während es vor 2000 Jahren noch etwa 300.000 bis 400.000 San gab, sind es heute im gesamten südlichen Afrika nur noch etwa 100.000. So sind sie in Botswana, Namibia, Südafrika, Angola, Sambia und Simbabwe nur noch eine Minderheit. Ein Großteil ist auf Farmen als Arbeiter angestellt. Nur wenige leben heute noch auf traditionelle Art und Weise. Ein wichtiges Rückzugsgebiet für San, deren Kultur und Rechte durch Zwangsmaßnahmen bedroht sind, ist die Kalahari mit dem Central Kalahari Game Reserve.
Vertreibung und Kulturerhaltungsmaßnahmen
Alkoholismus wird als besonderes Problem genannt, das zum Verlust eigener Lebensweisen beiträgt. Denn die San können möglicherweise Alkohol nicht abbauen. Des Weiteren tragen schlechte Lebensbedingungen, Vertreibung und Verletzung ihrer Rechte zur Verbreitung gesundheitlicher Probleme bei.
Die Vertreibung von ihrem Land ist im gesamten südlichen Afrika ein Problem. Denn die Lage der Indigenen verschlechtert sich dadurch immer weiter. Bekannt ist hier vor allem der Konflikt um das Central Kalahari Game Reserve. Dieses wurde nämlich 1961 als Schutzgebiet für das Volk der San und für Wildtiere gegründet. In den 1980er Jahren fand man in dem Gebiet jedoch Diamanten. Daraufhin wurden die San mehrmals von der Regierung aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. 2006 bekamen sie vor Gericht das Recht, ihr Land wieder zu besiedeln und offiziell dort zu jagen. Doch während Touristen uneingeschränkt Jagdlizenzen für das Gebiet erhalten, wurden den San viele Lizenzen verwehrt. Auch wurde ihnen erst 2011 der Bau eines Brunnens zugestanden.
In einem Ombili-Schule-Projekt vermittelt eine Stiftung schulisches Wissen an San-Kinder. Jedoch wird von diesen über eine Entfremdung von der ursprünglichen Lebensweise berichtet. Wegen Mangels an entsprechendem Lehrpersonal gibt es in der Schule keinen muttersprachlichen Unterricht. Ort des Projekts ist die Farm Hedwigslust in Namibia. Auch eine Rinderzucht ist dort im Aufbau. Diese Farm wurde von deutschen Hilfsorganisationen aufgekauft und der Ombili-Stiftung gespendet. Damit stehen den rund 400 auf Ombili angesiedelten San etwa 3000 Hektar Land für die Landwirtschaft zur Verfügung.
Fulbe
Die Fulbe sind in großen Teilen Westafrikas ein ursprünglich nomadisches Hirtenvolk, das heute überwiegend sesshaft ist. Ihre Zahl nimmt – wie die gesamte westafrikanische Bevölkerung – enorm schnell zu. Während Quellen aus den 1970er und 1980er Jahren noch von insgesamt 10 bis 15 Millionen Fulbe berichten, leben seit dem Jahr 2015 40 Millionen Fulbe in Westafrika.
Verhaltensregeln
Traditionell befolgen die Fulbe einen strengen Kodex, das Pulaaku. Es schreibt den Fulbe vor, wie sie sich in jeglicher Situation zu verhalten haben und determiniert die gesamte soziale Struktur. Das Pulaaku ist eine Lebenseinstellung, die den Grundstein der Kultur der Fulbe bildet und gründet sich auf drei Säulen:
- Selbstbeherrschung – man soll sich immer ruhig verhalten und darf sich nicht seinen Emotionen hingeben
- Zurückhaltung und vor allem Ehrlichkeit, die für die Fulbe von großer Bedeutung ist
- Geist ist eine der wichtigsten Eigenschaften der Fulbe. Man soll weise und gebildet sein, denn nur der Weise kann sich selbst beherrschen und bescheiden leben.
Aus den drei Grundsätzen lassen sich folgende Regeln ableiten:
- Sei dir selbst kein Anlass zur Schande!
- Habe keine Furcht!
- Lüge nicht!
Das Nichtbefolgen des Pulaaku hat den Ausstoß aus der Gruppe der Fulbe zur Folge. Aber um das Pulaaku allerdings verstehen zu können, bedarf es eines genauen Verständnisses der Sprache.
Religion
In der Kultur der Fulbe steht die Kuh an erster Stelle. So schuf in der traditionellen Religion der Fulbe Geno, der höchste Gott, die Welt aus einem Tropfen Milch, den er von der Urkuh Itoori erhielt. Anschließend erschuf Geno die Kuh, den Mann und die Frau. Daraufhin setzte er die Frau hinter die Kuh und den Mann hinter die Frau.
Fulbe legen den größten Wert auf ihre Tiere. Das geht sogar so weit, dass einige Selbstmord begehen, wenn sie ihre Herde verlieren. Auch weinen viele Fulbe bei dem Verlust ihrer Tiere, vor allem bei dem des stärksten Stieres der Herde. Zudem wird die Milch als göttliches Wasser angesehen, das unverwundbar macht.
Himba
Als Himba bezeichnet man ein indigenes Volk im Norden Namibias und im Süden Angolas. Etwa 16.000 Menschen soll dieses Hirtenvolk im Jahre 2002 umfasst haben. Sie gelten als letztes (halb)nomadisches Volk Namibias, während sie sich in Angola mit dieser Lebensweise in der Gesellschaft der Vakuvale und der Mundimba befinden. Etwa 7000 Menschen vom Volk der Himba sind auch heute noch in Namibia zu Hause. Sie leben vergleichsweise unberührt von der europäischen Zivilisation in ihrer sich ständig anpassenden und verändernden Tradition als nomadisierende Viehzüchter, Jäger und Sammler. Auch leben viele ohne Personalausweis und Urkunde in materiell extrem einfachen Verhältnissen. Jedoch empfinden Himba sich als vermögend, wenn sie eine große Viehherde besitzen und die Ernte gut war.
Vor rund 100 Jahren wurden sie von kriegerischen Nama überfallen und ausgeraubt. Daraufhin mussten sie bei den Nachbarn um Almosen bitten und wurden daher „Himba“ genannt, was Bettler bedeutet.
Die Himba züchten überwiegend Fettschwanzschafe und Ziegen, aber sie zählen ihren Reichtum in der Anzahl ihrer Rinder. Auch betreiben sie Ackerbau. Eine wichtige Rolle spielen Kampferbaum und Mopane. So werden aus dem braunen Kampferbaum Holzgefäße, Löffel und die traditionellen Holzkopfkissen gefertigt. Das wasserhaltige, süße Mark des Baumes wird gekaut, ebenso wie das des schwarzen Kampferbaums. Der Mopane liefert neben Baumaterial auch biegsame Äste, die als Seile dienen. Dazu werden sie geschält und in Wasser gelegt.
Interne Organisation
Die Distrikte der Himba unterstehen traditionell je einem als King oder Chief bezeichneten Mann, der jeden in seinem Bezirk wohnenden Menschen als Teil seiner Familie betrachtet. Er hat die Aufgabe, Hunger und Durst von seinem Volk fernzuhalten, die Weidegründe zu verteilen und den Kontakt zu Regierungsstellen zu pflegen. Innerhalb der Gemeinde ist er für die Friedenswahrung verantwortlich, im Idealfall auch für die medizinische Versorgung und die Bewahrung der Kultur. So ist er für Hochzeiten und Begräbnisse zuständig, ebenso wie für die Versorgung der Hinterbliebenen. Die Himba wählen ihren Chief selbst. Die Verbindung zum Volk stellen die sogenannten Headmen her, die Beschwerden oder Vorschläge beim King vortragen. Eine ähnliche Aufgabe hat der Senior councilor. Diese Männer beraten den King, können ihn aber auch absetzen, wenn er sie nicht ausreichend über relevante Vorgänge informiert. Das Ideal ist ein King, der nur ausnahmsweise in die Entscheidungsprozesse eingreift, außer in Beratungen.
Hadza
Die Hadza sind eine Volksgruppe im zentralen Norden des ostafrikanischen Staates Tansania. Ihre Zahl schätzt man heute auf ungefähr tausend Menschen. Sie leben verstreut an den Ufern des Eyasi-Sees im zentralen Ostafrikanischen Graben, südlich vom Ngorongoro-Naturschutzgebiet und in der benachbarten Serengeti-Ebene. Dieses unzugängliche und wenig fruchtbare Gebiet von Savanne und Waldland umfasst ca. 4000 km2 und stellt ein letztes Rückzugsgebiet von einem früher erheblich größeren Lebensraum dar.
Die Hadza sind traditionell Jäger und Sammler und eine der letzten naturnah lebenden Gemeinschaften, die bis vor Kurzem noch Steinwerkzeuge verwendet haben. Zudem leben sie in dieser ursprünglichen Weise in einer Region, die oft als „Wiege der Menschheit“ bezeichnet wird und in unmittelbarer Nähe zu wichtigen Urmenschen-Fundstätten liegt. Aus diesem Grund finden sie seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts großes Interesse bei Wissenschaftlern, die mit ihrer Hilfe Fragestellungen der Anthropologie, der Menschheitsentwicklung und der Frühmenschenforschung untersuchen wollen.
Mittlerweile wächst ihre Beeinflussung durch die Moderne. Die Anzahl der Angehörigen des Volkes, die noch der traditionellen nomadischen Lebensweise nachgehen, wird auf wenige Hunderte geschätzt. Langfristige historische Entwicklungen und moderne gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen bedrohen ihre Lebensweise sowie ihre kulturelle und ethnische Identität und Existenz.
Traditionelle Lebensweise
Traditionell leben die Hadza als Nomaden in Gruppen von durchschnittlich 18-29 Personen und errichten keine beständigen Siedlungen, sondern nur temporäre Lager. Sie haben nur wenige Besitztümer, die alle beim Lagerwechsel mit Hilfe von Tragschlaufen oder in den Händen mitgeführt werden können. Auch kennen sie keine Landwirtschaft oder Viehzucht und betreiben keine Vorratshaltung. Überdies gibt es keinerlei formale Ausbildung und keine spezialisierten Berufe. Außerdem betreiben sie keine eigene Metallverarbeitung oder Herstellung von Textilien. Gerätschaften stellen sie in der Regel nur für den eigenen Bedarf her. Weiterhin gibt es keine Geldwirtschaft und es kann außer wenigen Gerätschaften kein materieller Wohlstand angesammelt oder vererbt werden.
Ein Anteil der erworbenen Nahrungsmittel wird sofort konsumiert. Ein anderer Anteil wird nach der Rückkehr in das Lager mit der eigenen Familie und ein weiterer Anteil mit allen Gruppenmitgliedern geteilt. Allerdings kommt es häufig vor, dass Jäger die anderen Gruppenmitglieder hintergehen, indem sie die Beute heimlich ins Dorf schmuggeln. Entdecken die anderen sie dabei, erfolgen heftige Beschimpfungen. Die Hadza teilen grundsätzlich aus Furcht vor Gerede und Ausgrenzung. Sie leben in Gruppen, deren Zusammensetzung bei den Hadza nicht langfristig festgesetzt ist, sondern sich verändert. Auch gibt es keine politische Organisation, keine formale soziale Hierarchie, keine Ränge oder Ämter. Somit haben alle Gruppenmitglieder prinzipiell den gleichen Zugang zu den Ressourcen. Auch gibt es keine organisierte Religion. Religiosität äußert sich vor allem in überlieferter Mythologie und es gibt keine Hierarchie, Ämter oder festgelegte Rituale.
Es herrscht eine klare und strenge Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern mit einigen kleineren Überschneidungen der Tätigkeiten. Es besteht für beide Geschlechter eine freie Wahl der erwachsenen Lebenspartner und sie leben häufig in serieller Monogamie. Üblich ist eine sehr aufmerksame und gleichzeitig freizügige Erziehung der Kinder. Diese erfahren viel Zuwendung von beiden Elternteilen, müssen aber auch früh eigene Pflichten erfüllen.
Massai
Die Massai sind eine ostafrikanische Volksgruppe, die in den weiten Ebenen im Süden Kenias und im Norden Tansanias beheimatet ist. Trotz ihres vergleichsweise kleinen Bevölkerungsanteils sind die Massai wegen ihrer halbnomadischen Lebensweise, ihrer auffallenden Kleidung und ihres Wohngebietes nahe den Nationalparks die vermutlich bekannteste Volksgruppe Ostafrikas. In Ostafrika leben vermutlich etwa eine halbe bis zu einer Million Massai. Ihre tatsächliche Zahl ist jedoch ungewiss. Denn bei Volkszählungen in Kenia geben viele Massai ihre ethnische Herkunft nicht an, da sie Benachteiligungen fürchten. Auch wird in Tansania die ethnische Herkunft bei Volkszählungen nicht berücksichtigt. Die Mehrzahl der Massai lebt im Süden Kenias.
Engai, der Schöpfergott der Massai, ist mit dem Himmel und Regen verbunden. Er thront auf dem Gipfel des Ol Doinyo Lengai in Tansania und hat den Massai alle Rinder dieser Erde überlassen. Hieraus folgern sie, dass alle anderen Rinderbesitzer Viehdiebe sein müssen. Daraus leiten die Massai auch das Recht ab, anderen Völkern deren Rinder gewaltsam abzunehmen. Dies war oft der Auslöser für kriegerische Auseinandersetzungen mit anderen Völkern.
Es gibt viele Zeremonien. Sehr bekannt ist das springende Tanzen der Männer. Dabei springen die jungen Massai auf der Stelle so hoch wie möglich und beweisen so ihre Stärke. Auch war das Töten eines Löwen früher Voraussetzung, um eine Frau haben zu dürfen. Es gibt Anzeichen, dass dies in abgelegenen Gebieten auch heute noch praktiziert wird. Ebenso mussten die jungen Männer oft jahrelang in einem eigens von ihnen gebauten Dorf wohnen. Aber dafür gibt es heute keinen Platz mehr.
Batwa
Die Batwa sind eine Ethnie, die vor allem in Ruanda, aber auch in angrenzenden Distrikten in Uganda, in Burundi und der DR Kongo ansässig ist. Sie zählen zu den als „Pygmäen“ bezeichneten Volksgruppen. In Ruanda und Burundi sprechen sie jeweils die Sprache der Mehrheitsbevölkerung. Ihre Zahl liegt Schätzungen zufolge zwischen 69.500 und 87.000, womit sie einen sehr kleinen Anteil der Gesamtbevölkerung in der Region ausmachen. Jedoch gelten sie als die älteste Bevölkerungsschicht in Ruanda und Burundi.
Mittlerweile wurde der Großteil der Waldfläche zugunsten der Landwirtschaft gerodet wurde und im 20. Jahrhundert wurden die wenigen verbliebenen Wälder unter Schutz gestellt. Dadurch besteht ihre traditionelle Lebensweise als Jäger und Sammler kaum mehr. Mit dem Schwinden der Waldflächen verlegten sich die Batwa früh auf andere Tätigkeiten wie die Töpferei. Zudem wurden sie an den Königshöfen als Bedienstete beschäftigt.
Traditionelle Lebensweise
Traditionell wohnten die Batwa in Siedlungen mit etwa zehn Häusern, in welchen 20 bis 30 Menschen lebten. Die Bewohner waren eng verwandte Männer mit ihren Familien. Die Hütten aus Sorghumhalmen, getrockneten Bananenblättern und Grashalmen wurden von den Frauen errichtet. Der Clanälteste war üblicherweise auch der Chef des Dorfes, dem jeder Besucher des Dorfes einen Höflichkeitsbesuch abstattete. Der Wald war ihre Nahrungsquelle, ihr Gott, ihre Welt. Sie hatten ein umfassendes Wissen über sein Ökosystem, kannten viele Heilpflanzen und weitere nützliche Pflanzen. Viele Batwa leben heute als Landarbeiter oder Kleinbauern mit meist sehr wenig Land. Sie sind weiterhin von Diskriminierung durch Teile der Mehrheitsbevölkerung betroffen. In Uganda hat die Regierung zwei ihrer letzten Rückzugsgebiete zu Nationalparks erklärt, um die Berggorillas zu schützen. Obgleich sowohl die Regierung als auch nichtstaatliche Organisationen sie beim Übergang zu einem sesshaften Lebensstil unterstützten, ist ihre Situation schwierig.
Heutige Situation
In Ruanda hat die Regierung in den 1970er Jahren die Batwa zwangsweise aus den Virunga-Wäldern ausgesiedelt, nachdem sie Jagd und Sammlerei verboten und Nationalparks eingerichtet hatte. 1994 ereignete sich in Ruanda ein Völkermord, bei dem unter anderem etwa ein Drittel der ruandischen Batwa-Bevölkerung getötet wurde. Seitdem verfolgt die neue Regierung Ruandas eine Versöhnungspolitik, die eine gemeinsame Identität aller Ruander propagiert. Die Batwa stehen daher unter Druck, sich nicht mehr als eigene Volksgruppe zu bezeichnen.