Missverständnisse häufen sich – Hält die Liebe stand?

„Ich war sauer und enttäuscht, dass du gestern nicht da warst. Du wusstest, dass meine Tante und ihr Mann uns besuchen kommen und du hattest ihnen versprochen, etwas Afrikanisches zu kochen“, beklagte sich Anna, als sie am Montag nach der Arbeit nach Hause kam.

Johnny war am Vormittag von seiner angeblichen Reise zu seinem Freund zurückgekommen und war dabei, mit Roger zu chatten, als Anna hereinkam.

Sie hatten sich freundlich gegrüßt und sich zuerst ruhig über seine Reise und seinen Freund Baba unterhalten. Im Laufe des Gespräches hatte Anna ihre Enttäuschung kundgegeben. Es war abgesprochen, dass er am Sonntag, spätesten am Mittag, wieder da ist, weil Annas Tante zum Besuch kommen sollte. Die Antwort hatte Johnny in sich:

„Es tut mir leid, Liebling. Was sollte ich tun? Mein Freund Baba ist zu afrikanisch. 

Er hatte gesagt, dass wir noch Zeit haben, und deswegen ging alles langsam. Er hatte eine falsche Zeit gelesen. Als wir endlich am Bahnhof ankamen, stellten wir fest, dass ich meine Handtasche vergessen habe, und darin war alles, auch die Bahnkarte. Er hatte zwar auch sein Portemonnaie dabei, aber seine Bankkarte nicht. Sonst hätte er mir eine neue Karte gekauft, ich wäre abgereist und er hätte mir später meine Handtasche per Post nachgesendet. Den nächsten Zug haben wir wieder verpasst und dies war wieder Babas Fehler. Der Letzte wäre um 19 Uhr gefahren. Das bedeutet, ich wäre zu spät angekommen.

Du bist doch diejenige, die mir sogar geraten hat, dann am nächsten Tag zu reisen und so hätte ich noch eine Nacht mit meinem Freund. Nun beklagst du dich, als ob ich alles absichtlich gemacht habe. Das ist typisch für dich und das ist respektlos. Der Käse war schon gegessen, aber du kaust wieder darauf herum. Ich bin auch kein Kind, um dir Erklärung abzugeben müssen. Was willst du? Dass ich auf die Knie gehe und mich entschuldige? Das tue ich jetzt. Ja, ich gehe auf die Knie und ich bitte dich um Entschuldigung. Liebe Göttin, ich habe die Diva enttäuscht. Ich habe ihre Tante versetzt, die mein Leben verändern sollte. Ich bitte um Entschuldigung. Bist du nun zufrieden?

Wäre ich ein weißer Mann, würdest du dich so beklagen?

Ich ertrage schon sehr viel hier mit dir. Ich bin Afrikaner, verstehst du? Sei froh, dass ich dir sogar sage, wo ich gehe. In Zukunft werde ich es nicht mehr tun. Man passt sich eurer Kultur an und ihr möchtet noch mehr.“

Anna verstand nicht mehr richtig, was da los war und warum die überzogene Reaktion von Johnny kam.

„Johnny, aber wir sind hier in Deutschland und in Deutschland ist es normal, dass die Partner sich erzählen, wohin sie gehen. Afrika ist nicht Europa und du bist in Europa“, argumentierte Anna.

„Warum bist du dann nicht bei deinem deutschen Freund geblieben? Du wusstest doch, dass ich Afrikaner bin.

Ja, ich habe es erwartet. Die Afrikaner hier haben mich schon gewarnt. Ich habe erwartet, dass so eine Antwort kommt, dass wir in Deutschland sind und nicht in Afrika. Wenn ihr in Afrika seid, verhaltet ihr euch wie Afrikaner? Niemals, aber ihr erwartet, dass wir hier euch zu 100% kulturell treu sind. Und wie man es auch macht, ihr seid nicht zufrieden. Weißt du? Du nervst mich gerade und am besten lass du mich allein und geh deinen deutschen Mann suchen“, erwiderte Johnny.

„Johnny, du übertreibst da ein bisschen, oder? Warum redest du ständig von ihnen? Ich bin diejenige, die mit dir redet und nicht „die Weißen“, sagte Anna nun.

„Wo ist der Unterschied? Bist du schwarz? Willst du mir nun eine Moralpredigt halten? Oder denkst du, ich bin so dumm, dass ich nicht weiß, was ich sage? Nur weil ein Mann später zurückgekommen ist. Ja ich bin ein afrikanischer Mann. Ich gehe und komme, wann ich will und ich brauche nicht um Erlaubnis oder Zustimmung zu fragen. Weißt du Anna, es wäre das Beste, du würdest mich jetzt allein lassen und du gehst deinen deutschen Mann suchen“, griff Johnny weiter an.

„Was soll das? Bist du von einer Mücke gestochen worden? Du redest dummes Zeug. Ich habe dir nur gesagt, wie es schade war, dass du nicht gestern schon gekommen bist und habe dir keinen Vorwurf gemacht. Ich finde kindisch, was du da sagst und tust. Du übertreibst wirklich. Lassen wir die Kirche im Dorf“, versuchte sie, die Sache klarzustellen.

„Ha ha ich sehe es kommen. Nun geht es um Beleidigung. Ja, was willst du sagen? Dass ich zu doof bin, um zu verstehen, was hier los ist? Ha, ich übertreibe? Ha ja. Die Afrikaner übertreiben immer. Du hast das Recht, dein Gefühl mitzuteilen. Aber wenn ich mir das Recht nehme, das gleiche zu tun, dann übertreibe ich. Du behandelst mich die ganze Zeit, wie ein kleines Kind und du merkst es gar nicht. Ha, ich bin kindisch. Afrikaner sind doch nur Kinder, die nur lachen und Spaß machen und guten Sex machen müssen. Es lohnt sich nicht mal eine Minute hier zu verlieren, um mit dir zu reden“, sagte Johnny, stand auf und ging ins Arbeitszimmer und machte die Tür hinter sich laut zu.

Anna verstand nichts und war zuerst wütend wegen der Unterstellungen Johnnys, aber später fing sie an, ein schlechtes Gewissen zu haben. Es tat ihr leid, dass sie Johnny solche Gefühle vermittelte. Sie wusste, dass die afrikanischen Männer sehr stolz und sehr empfindlich sind. Vielleicht war sie wirklich zu weit gegangen?